


In Karachi fuhr er mit ihr in Leprastätten herum, wohnte in ihrer Lepra-Klinik und hörte zu. Wir sprachen mit dem Herausgeber Rudolf Walter über Persönliches im Erleben mit der Ärztin, Nonne und Power-Frau Ruth Pfau. Als ihr Lektor wurde er zu einem Vertrauten. Ihre Arbeitsbeziehung begann vor 30 Jahren . Ruth Pfau wollte ihn aber nicht in Freiburg treffen, sondern überzeugte ihn, nach Karachi zu kommen. Rudolf Walter erinnert sich:
„Einer, der das Land kannte, prophezeite mir den Kulturschock. Ein abgebrühter Kollege sagte: Interessanter jedenfalls als Australien: Und ein Zyniker: „Wenn Sie eine Bombe unter dem Stuhl sehen, einfach weit wegschleudern!“ Zwei nahm ich ernst: Rupert Neudeck sagte: „Vor Ort werden Sie einen anderen Blick bekommen.“ Und eine andere: „Wenn Sie zu Ruth Pfau fahren, kann ihnen nichts passieren.“ Beide hatten Recht.“
Rudolf Walter

Steckbrief Rudolf Walter
Der katholische Theologe und Germanist Rudolf Walter hat mit einer Arbeit über Heinrich Mann, Friedrich Nietzsche und den Jugendstil promoviert. 2006 entwickelte er als Herausgeber zusammen mit Anselm Grün das Periodikum „einfach leben. Ein Brief von Anselm Grün„. Inzwischen betreut er herausgeberisch jährlich auch zwei Themenhefte von „einfach leben“. 2021 erschienen themenhefte zu den Themen „Kinder und Alte – Eine besondere Beziehung“ und „Trost“.

Dr. med. Ruth Pfau, geb. 1929 in Leipzig, beschreibt ihr Leben als prall und bunt, ein Leben, das sie in vollen Zügen genossen hat. Sie war jung, wollte verändern. Seit 1960 war die Nonne und Medizinerin als Lepraärztin in Pakistan und verfolgte mit kindlichem Vertrauen ein klares Ziel: Sie wollte etwas gegen die Zustände unternehmen, die sie dort vorfand. Und das tat sie. Nach 35 Jahren hatten sie die Lepra im Griff.

Viele ihrer Bücher handeln von Liebe
„Als der Verlag für ihr letztes Buch einen Titel vorschlug, in dem das Wort „Liebe“ vorkam, war ihre Reaktion schnell: „Mit „Liebe“ kann ich im Moment nichts anfangen. (…) Besser wäre: „Leben ist anders. Mitgedachter Untertitel: … und wir werden nicht gefragt“, erinnert sich Rudolf Walter.
Sie wollte in Pakistan sterben, einem Land, das ihr zeitlebens fremd blieb, und dessen Menschen sie doch so liebte. Bewundert hat sie, dass die in all diesem Chaos noch Feste feiern können. Ruth Pfau starb am 10. August 2017.
Rudolf Walter veröffentlichte die Essenz der Erfahrungen und Einsichten Ruth Pfaus im Herder Verlag unter dem Titel: „Leben heißt anfangen“.
Mehr aus dieser Kategorie

Die Zauberkraft des Waldes

Unsere Kombucha Brauer
