Artwork SprechblaseArtwork Junge mit Buch
Magazine im Druck
Quelle: Druckerei Distler

Druckende Weg in die Moderne

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Viele namhafte Unternehmen sind in der jüngeren Vergangenheit vom Markt verschwunden, die Schließung der Druckerei Willmy sowie die angekündigte Schließung des Bertelsmann Druckstandorts Prinovis (vormals Maul+Belser) in Nürnberg  zum 30.04.2021 sind nur die jüngsten – und vermutlich nicht die letzten Beispiele – des Druckereisterbens in Franken.

„Distler Druck & Medien GmbH“ ist ein Druckunternehmen, das die Krise im Druckgewerbe überlebt hat, weil es sich den veränderten Gegebenheiten angepasst hat. Wie dies bewältigt werden konnte, darüber sprachen wir mit Firmeninhaber Martin Distler und seinem Vater Gerhard, mit denen wir auch einen Blick in die 100-jährige Geschichte der Buchdruckerei Georg Distler warfen.

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Quelle: Maggie McCain

Über den Einfluss von Druckereien

Das Druckereigewerbe prägte erheblich unsere Kultur von heute. So wäre die Reformation wohl kaum ohne den Buchdruck möglich gewesen. Diese prominente Verbindung zeigt sich noch heute in unserer Sprache: Die Redewendung „jemand lügt wie gedruckt“ stammt von den Katholiken, die mitsamt der Reformation auch den Buchdruck ablehnten. Ihrer Meinung nach ist es viel schwieriger von Angesicht zu Angesicht zu lügen, so dass ein Lügner wohl den leichteren Weg über das gedruckte Wort wählen würde, was eben typisch für die späteren Protestanten war.

Einen vergleichbaren Einfluss hat der Druck auch in anderen Sprachen. So haben die englischen Wörter für Großbuchstabe, uppercase letter, und Kleinbuchstabe, lowercase letter, ihren Ursprung im Druck-Satz. Der Setzer hatte zwei Boxen voller Buchstaben – oben die Großgeschriebenen, in dem ‚upper case‘ und unten die Kleingeschriebenen.

Wie erklären Sie sich die Krise des Druckgewerbes, in deren Zug auch viele Nürnberger Betriebe – kleine aber auch große – ihre Pforten schließen mussten?

Die Druckbranche war lange Zeit in einem stetigen Aufwärtstrend. Zur Wendezeit erlebt die Branche dann noch einmal einen Boom. Die neuen Bundesländer waren hinzugekommen und damit stieg auch die Nachfrage nach Drucksachen. Eine Nachfrage, für die vor allem auch die Versandhändler sorgten. Doch schon zwei, drei Jahre später begann diese Nachfrage zu bröckeln, die Preise gingen nach unten und damit wurde auch der Niedergang der Druckereien eingeläutet.

Quelle: Druckerei Distler

Das Druckereisterben ist also eng mit dem Ende des großen Versandhandels verbunden?

Ja, unter anderem… Aber auch die eh schon vorhandenen Überkapazitäten sowie die immer weiter voranschreitende Digitalisierung haben ihren Anteil daran. Die Folge waren sinkende Preise und dies führte letztlich auch zu Firmenschließungen.

Zusätzliche Konkurrenz bekamen die Unternehmen aus der Region aber auch durch große Anbieter aus den USA, die zum Beispiel in Polen neue Produktionsstätten errichteten. Das ist allerdings keine Preisfrage, denn die Preise hier bei uns in Deutschland sind auf dem ähnlichem Niveau, so dass es für den Mittelstand hier in Deutschland keinen Grund gibt, in Polen oder Tschechien drucken zu lassen.

Lassen Sie uns doch darüber sprechen, wie Sie auf diese Entwicklung reagiert haben und werfen wir zunächst einen Blick zurück in die Anfangszeit der Buchdruckerei Georg Distler.

Quelle: Druckerei Distler

Unsere Wurzeln liegen hier in Nürnberg. Der erste Eintrag der Gründung war am 1. April 1917, also mitten im 1. Weltkrieg. Am 18. August des gleichen Jahres wurde das Gewerbe jedoch wieder abgemeldet. Wir wissen nicht warum, möglicherweise wurde der Firmengründer – Georg Distler (Urgroß- vater von Martin Distler) – zum Militär eingezogen. Am 14. Februar 1921 war das Gewerbe dann wieder angemeldet worden.

Quelle: Druckerei Distler

…und da begann dann ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens.

In den Jahren nach dem Krieg haben wir zunächst recht einfache Sachen gedruckt,

Karteikarten oder auch die Lebens- mittelkarten für die Bevölkerung. Nach zwei Umzügen bezogen wir 1970 einen Neubau in Zirndorf und weitere 18 Jahre später einen neuen Betrieb in Cadolzburg, in dem dann rund 80 Mitarbeiter beschäftigt waren. Im Jahr 2003 schieden wir aus unserem eigenen Unternehmen aus. In dieser Zeit war aber auch schon zu sehen, dass die Preise in der Druckbranche immer weiter sanken. Gleichzeitig wären hohe Investitionskosten nötig gewesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Welche Idee stand hinter dem neuen Unternehmen?

Wir hatten das Fachwissen, wir hatten die Erfahrung – ,uns macht keiner ein X für ein U vor‘ – und wir hatten den Kontakt zu den Kunden, aber wir hatten nicht die technischen Vorausset- zungen, um die unterschiedlichsten Aufträge auszuführen. Dies führte dazu, dass wir uns für ein völlig neues Konzept entschieden haben. Um dieses umzusetzen haben wir uns die entsprechenden Partner aus der Druckbranche gesucht – jeder von diesen hat etwas anderes zu bieten – und zusammen mit diesen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das bis heute äußerst erfolgreich ist.

Was bedeutet dies für die Kunden?

Wenn wir heute beim Kunden sitzen, können wir von einem Plakat DIN A2 oder zehn Visitenkarten bis hin zu zehn Millionen Zeitungs- beilagen, Broschüren, Katalogen und Magazinen alles anbieten. …

Durch unser großes Netzwerk haben wir nämlich für jeden Auftrag genau die passende Maschine. Der Vorteil für den Kunden: er hat nur einen Ansprechpartner. Darüber hinaus können wir unseren Kunden ein äußerst hohes Maß an Beratung und Zuverlässigkeit bieten – und genau das ist es ja, was sie sich wünschen. Damit am Ende auch eine Top-Qua- lität herauskommt, ist bei jedem größeren Druckauftrag einer von uns an der Maschine und nimmt den Druck ab.

Vielen Dank für die ehrlichen Einblicke in ihr Familienunternehmen und ihren Arbeitsalltag.

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