Artwork Huh mit Fürth KleeblattArtwork Eimer
Die alte Feuerwache von vorne
Quelle: Stadtmagazin

Wo einst noch Pferde Dienst taten

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Nach über 100 Jahren stehen nun grundlegende Veränderungen bei den Fürther Floriansjünger an. Auch wenn einiges schon klar ist, sind andere Fragen noch komplett offen.

„Das Gebäude ist wunderschön. Es hat Charme und Charakter“, schwärmt Christian Gußner, der Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz, bei einem Gang durch die 1908 für 200.000 Mark errichtete Fürther Feuerwache, „aber es ist nicht mehr zeitgemäß“. Das offenbart sich bereits auf den ersten Blick.

Schon seit Jahrzehnten leidet der schmucke, im barockisierenden Jugendstil errichtete Bau, der ursprünglich für „sechs Pferde und Gerät“ errichtet wurde und neben einem Futterstall sowie den Mannschaftsunterkünften, auch die Wohnungen des Feuerwehrkommandanten, von Oberbürgermeister Kutzer, vom Rektor der Helmschule und dem Elektrizitätswerksdirektors beherbergte, unter akuter Raumnot. In den Wohnungen, von denen nur noch eine – von der Witwe des früheren Intendanten des Fürther Stadttheaters Kraft-Alexander zu Hohenlohe-Oehringen – bewohnt ist, sind derzeit die Büros des Katastrophenschutzes untergebracht.

Schwarz-Weiß Fotografie Feuerwehr Fürth Archiv Kamran-Salimi

Die Pferde, die seinerzeit mit einzogen, mussten schon bald weichen, weil motorisierte Fahrzeuge ihren Platz einnahmen, motorisierte Fahrzeuge, die von Generation zu Generation größer wurden und die bestehende Raumnot von Jahr zu Jahr steigerten.

Quelle: Kamran Salimi

Diese Raumnot spiegelt sich allerorten wider, wenn man – wie ich – noch einmal die Gelegenheit hat, durch das historische Gebäude zu streifen, das die Fürther Berufsfeuerwehr voraussichtlich im nächsten Jahr räumen wird, um ihr neues Domizil an der Nordspange zu beziehen. Immer wieder gelangt man dabei in einen anderen Bautrakt, muss Stufen überwinden und bei den niederen Türen darauf achten, dass man sich nicht den Kopf anschlägt. Überall stößt man auf arbeitsintensive Umbauten, Provisorien und pfiffige Notlösungen, die die Feuerwehrleute in Eigenleistung erledigten.

Drehbares Bett der Feuerwache Fürth

Die Sache mit dem Drehbett

Auf eine dieser Notlösungen weist mich Oliver Wittmann hin, als wir die Schlafräume besichtigen. Dort gibt es nämlich Drehbetten, die die Feuerwehrleute in der eigenen Schlosserei aus alten Krankenhausbetten gefertigt haben und die sich mit einem speziellen Mechanismus horizontal drehen lassen, so dass jeder Feuerwehrmann sein eigenes Bett und seine eigene Matratze nutzen kann, während die andere, ungenutzte Seite nach unter weist.

Quelle: Stadtmagazin

Weiter führt der Weg über eine idyllische Dachterrasse, auf der die Feuerwehrmänner gemütlich beisammensitzen können, wenn sie während ihres Bereitschaftsdienstes keinen Einsatz haben. Dann geht es über ein Treppenhaus – die Rutschstangen, die die einzelnen Stockwerke verbinden, will ich mir lieber ersparen – hinunter in die Fahrzeughalle und vorbei an der alten Leitstelle, in den Keller. Dort ist die 1939 als Luftschutzraum gebaute, mittlerweile völlig veraltete Schlauchwäsche immer noch in Betrieb. Über den Innenhof geht es hinüber zum ehemaligen Eichamt, das seit vielen Jahren auch von der Feuerwehr mitgenutzt wird – im Erdgeschoss befinden sich Werkstätten, in denen die Atemschutzgeräte in Stand gehalten werden, im Untergeschoss Übungsräume sowie ein Fitnessstudio, von dem aus man sogar zu der hinter der Wache verlaufenden Pegnitz gelangt.

Neustart am Schießanger

Auf die Nähe zur Pegnitz müssen die Floriansjünger auch nach ihrem Umzug in die neue, hochmoderne Wache an der Kapellenstraße nicht verzichten, liegt diese doch nur wenige Meter von dem Zusammenfluss von Pegnitz und Rednitz entfernt. Die direkte Nähe zur Stadt und zur Michaelis-Kirchweih, die vor der Feuerwache gefeiert wird, wird dann aber verlorengehen. Und das lässt bei dem einen oder anderen, vor allem bei den altgedienten Feuerwehrleuten, schon ein bisschen Wehmut aufkommen.

Was nach dem Auszug der Berufsfeuerwehr aus dem repräsentativen Gebäude wird, steht derzeit noch in den Sternen. Eine zunächst angedachte Nutzung durch das benachbarte Heinrich-Schliemann-Gymnasium scheiterte an den räumlichen Voraussetzungen. Offen ist auch, ob die Vereine und Initiativen, die sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen oder zur kreativen Szene gezählt werden und unter den Namen „Fürth-Ort“ zusammengeschlossen haben, bei der späteren Nutzung zum Zuge kommen werden oder vielleicht doch städtische Stellen.

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