Rettungssanitäter Martin Läpple
Quelle: Stadtmagazin

„Eine gesunde Distanz wahren“

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Das Leben zwischen Routine und Extremsituationen des Notfallsanitäters Martin Läpple.

Wie kamst du zu diesem Beruf, der ja eigentlich auch eine Berufung ist?

Wir haben hier viele Kolleginnen und Kollegen, gerade so in meinem Alter um die Vierzig herum, die – aus Passion, möchte ich sagen – aus einem anderen Beruf gekommen sind. Das war bei mir auch so. Ich habe vor 20 Jahren, parallel zu meiner Ausbildung als Bürokaufmann, als Ehrenamtlicher angefangen – beim Roten Kreuz in Erlangen. Im Lauf der Zeit habe ich dann aber festgestellt, dass mich mein Ehrenamt deutlich zufriedener macht, weil ich am Ende des Tages das Gefühl hatte, etwas geschafft zu haben.

Dieser Beruf ist ja kein alltäglicher Job.

Ja, denn ich weiß nie, was auf mich zukommt, wenn ich mich beim Dienstbeginn bei der Leitstelle anmelde. Es ist schon faszinierend, keine Alltagsroutine zu haben, auch so ein Stück Freiheit zu haben. Belastend wird es allerdings, wenn die Frequenz so hoch wird, dass ich zwischen den einzelnen Einsätzen nicht mehr zum Durchschnaufen komme. Ebenso belastend kann es aber auch sein, wenn die Kollegen auf dem Land am Tag nur einen oder zwei Einsätze haben und deshalb an Unterforderung leiden.

Martin Läpple mit Rettungswagen
Quelle: Stadtmagazin

Über Martin Läpple

Martin Läpple – 39 Jahre, verheiratet, ein Sohn – ist beim ASB in Nürnberg seit zwölf Jahren hauptamtlich als Notfallsanitäter im Einsatz. Gleichzeitig ist er auch Ausbildungsleiter für den Bereich der Notfallsanitäter. Als Hobbys nennt Läpple Sportarten „bei denen ich wieder mal den Kopf freikrieg‘, bei denen es mich so richtig durchpustet“: Skifahren, wenn es möglich ist, und Mountainbiken.

Nicht selten hast du es bei deinen Einsätzen mit Menschen zu tun, bei denen es um Leben und Tod geht. Wie geht man damit um?

Wenn man weiß, man hat sein Bestes getan, man hat einen Patienten gut versorgt in die Klinik gebracht, dann ist das auch etwas, das einem ein gutes Gefühl mit nach Hause gibt. Und das ist dann auch das, was einem hilft, die manchmal heftigen Erlebnisse zu kompensieren. Das Wichtigste, was einem hilft, solche Extremerlebnisse zu kompensieren, sind aber die Kollegen, mit denen man unterwegs ist. Viele von uns sind schon seit langem miteinander unterwegs – auch privat – und das schweißt schon zusammen.

Rettungssanitäter Martin Läpple
Quelle: Stadtmagazin

Wenn man weiß, man hat sein Bestes getan, man hat einen Patienten gut versorgt in die Klinik gebracht, dann ist das auch etwas, das einem ein gutes Gefühl mit nach Hause gibt.

Vor- und Nachname

Wenn man untertags bei einem schlimmen Unfall war, kann man das am Abend, wenn man nachhause geht, auch wieder abschütteln?

Das wichtigste ist dabei, eine gesunde Distanz zu wahren. Denn immer dann, wenn man persönliche Elemente entdeckt, das heißt, wenn man einen Einsatz hat, der in eine Richtung geht, die man auch selbst in seinem Privatleben hat, dann kann es problematisch werden. Dann kratzt das ganz schnell an einem persönlich. Man fängt an, Emotionen zuzulassen und hört ein bisschen auf, Profi zu sein. Das ist dann schwierig.

Gibt es psychologische Unterstützung, wenn Sie selbst nicht mehr weiterkommen?

Wir haben ASB-intern Kollegen, die im Zweifelsfall 24 Stunden am Tag parat stehen, um uns zu unterstützen – das ist beispielsweise das Interventionsteam in München. Wir haben aber auch hier Nürnberg Kolleginnen und Kollegen anderer Organisationen, die uns dann weiterhelfen. Ich selbst hatte bisher zwei Situationen, in denen ich dies bereitwillig angenommen habe. Und das hat extrem gutgetan.

Du hast ja schon die Ehrenamtlichen angesprochen, kommst auch selbst aus dieser Position. Wie wichtig sind die Ehrenamtlichen für den ASB und sicher auch für die anderen Dienste?

Ehrenamtliche sind für den Bereich der Hilfsorganisationen extrem wichtig. Viele Bereiche könnten wir ohne das Ehrenamt überhaupt nicht abbilden. Auch im Rettungsdienst haben wir immer einen Anteil an Ehrenamtlichen dabei. Anders würde das überhaupt nicht funktionieren. Vor allem, wenn neben dem – ich sage mal – Alltagsgeschäft noch eine Ausnahmesituation, zum Beispiel ein Bombenfund auf einer Baustelle, zu bewältigen ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

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