Artwork BieneArtwork Regenbogen
Eingang Bogenhof
Quelle: Stadtmagazin

Seltsam aus der Zeit gefallen

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Der „Bogenhof“ ist ein einzigartiges Idyll. In der gleichnamigen Straße, hinter den mächtigen Baumriesen des Alten Jüdischen Friedhofs gelegen, hat Ulrike Irrgang hier im Lauf der Zeit eine Anlaufstelle für Künstler und Kreative aus dem ganzen Land, aber auch von fernen Kontinenten geschaffen.

Die Wurzeln des „Bogenhofs“ liegen ein paar hundert Meter entfernt im „Haus Phantasia“. Im Erdgeschoss dieses städtischen Gebäudes hatte die Jugendkunstschule ihren Platz und im Stockwerk darüber Ulrike Irrgang ihr Domizil. Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Gastspiel“ hatte die Künstlerin und Designerin die Idee einer imaginären Künstlerherberge, in der Besucher – für gewisse Zeit – in einer Kunstkammer einchecken konnten, um sich in Ruhe auf ein Werk einlassen zu können. Mit der Zeit kam auch die Erfahrung dazu, dass die Kulturschaffende selbst oftmals auf der Suche nach günstigeren Übernachtungsmöglichkeiten und Orten der Muße sind.

Eine neue Form des „Herberggebens“

Als das „Haus Phantasia“ vor gut zehn Jahren verkauft wurde, machte sich Ulrike Irrgang auf die Suche und entdeckte einen alten Handwerkerhof, der im Zwangsverfahren stand. Und plötzlich nahm ihre Vision von einer neuen Form des Miteinanderwohnens und des „Herberggebens“ für die Kulturszene Gestalt an. In den folgenden Jahren sanierte Ulrike Irrgang das Anwesen und schuf daraus in mehreren Bauschritten ein echtes Juwel, das Schauspielern, die am Stadttheater engagiert sind, ebenso eine private Unterkunft bietet, wie Musikern oder zum Beispiel auch dem Publizisten und Maler Reinhard Schlüter, der bereits seit drei Jahren „als Künstler in Residence“ auf dem Bogenhof zuhause ist.

Quelle: Stadtmagazin

„Umherirrende, Fußreisende, Kunstnarren, Schatzsucher und Schlafbedürftige“ fanden und finden hier – mitten in Fürth und doch seltsam abgelegen – für ein paar Tage, für einige Wochen oder auch für mehrere Jahre ein kleines Paradies. Ein Wiener Kabarettist geriet gar so ins Schwärmen, dass er – mit Blick auf Fürth – von „Klein-Wien“ sprach. Hier im „Bogenhof“ bietet sich ihnen allen die Chance, Muse, Ruhe und Entschleunigung zu finden. Ist es ein Zufall, dass sich die begeisterte Maria Sibylla Merian-Verfolgerin Ulrike Irrgang seit langer Zeit schon der Naturbetrachtung zugewandt hat und sich bevorzugt mit Schnecken beschäftigt?

Inhaberin des Bogenhofs
Quelle: Stadtmagazin

Nicht immer eine materielle Entlohnung

Dieses „aus der Zeit gefallen sein“ verbunden mit dem engen Miteinander, das der Hof mit seinem Kräutergarten bietet, fördert natürlich nicht nur den zwischenmenschlichen sondern auch den künstlerischen Austausch und bildet den Rahmen für eine vitale, kreative Atmosphäre. Projekte entstehen unter den Gästen ebenso wie mit der „temporären Verwalterin“ der Herberge. Und wenn ein Künstler mal ein wenig klamm ist, dann findet Ulrike Irrgang auch andere Lösungen: „Es müssen nicht unbedingt Entlohnung in harter Währung sein. Ein Gast kann seine Bleibe zum Beispiel auch durch einen Gegenwert, ein Bild, einen Konzertauftritt oder auch eine Tätigkeit – zum Beispiel das Mitanpacken auf dem Hof – begleichen.“

Denn: Zu tun gibt es an diesem Ort, den Ulrike Irrgang gern als „soziale Plastik“ im Sinne von Joseph Beuys betrachtet, immer etwas. So möchte Ulrike Irrgang über den privaten Herbergsgedanken hinaus für die Zukunft vor allem auch die Werkstatt „Kulturschmiede“ mit Workshops in den Focus ihrer Aktivitäten rücken. „Der Bogenhof ist niemals fertig“, erklärt sie und verweist auf den Gewölbekeller, den sie gerade ausbaut und in dem schon bald kleinere private Lesungen und Konzerte stattfinden sollen.

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