Artwork Mann mit CapArtwork Mütze
Mann mit einem T-Shirt der barTbaren
Quelle: Andreas Heider

Streetwear für bärtige Revoluzzer

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Mit Mitte Vierzig setzt Startup-Unternehmer Andi Heider alles auf eine Karte. Startups, also das selbstständig machen mit einen eigenen Geschäft, liegt seit Jahren im Trend. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Erfolgschancen besonders hoch sind. In der Realität können sich viele dieser Marken nur eine Zeit lang am Markt halten.

Wir haben uns mit Andreas Heider getroffen, der mit seinen Unternehmen barTbaren nicht nur seit Jahren erfolgreich ist, sondern auch mit der Gründung großen Mut bewiesen hat. Immerhin werden die meisten Startups von eher jungen Unternehmern gegründet, die im Fall des Scheiterns relativ schnell den Weg in die Arbeitnehmertätigkeit finden.

Hallo Andi. Was war eigentlich der Anstoß dafür, mit Mitte Vierzig alles auf eine Karte zu setzen und dich mit barTbaren selbständig zu machen?

Ich muss mal vorwegschicken, dass ich schon immer einen Bart hatte. Sogar bei der Bundeswehr war ich seinerzeit „rasur- und helmbefreit“. Was die Idee zu barTbaren angeht, muss ich drei Jahre zurückgehen. Ich hatte damals aufgrund eines Jobwechsels viel Zeit und habe ich mich im Internet und auf Facebook informieren wollen, wie man seinen Bart richtig pflegt – was es da an Ölen oder Balsamen gibt, welche Bartformen es gibt und wie man sie richtig rasiert. Da habe ich festgestellt, dass es auf Facebook zwar Privatgruppen gibt, aber nichts Patentes. Daraufhin habe ich ganz spontan beschlossen, selbst eine Gruppe zu gründen…

…die barTbaren. Wie kam’s eigentlich zu dem Namen?

Ich war schon immer ein Freund von Wortwitzen und das kam mir hier zugute. Die Barbaren waren ja früher der Inbegriff von Männern – groß, muskulös, Vollbart. Das hat jetzt nichts mit der Grausamkeit der Barbaren zu tun – die waren ja nicht ganz dicht und ganz schöne Krawallbrüder.

Von den Barbaren war es dann nur noch ein kleiner Schritt zu den barTbaren. Das ist für mich die perfekte Symbiose aus den Barbaren – das große T im Namen erinnert auch an die Streitaxt, die sie immer hatten – und eben dem Thema Bart und Bartträger.

Und die Idee ist dann gleich gut angekommen?

Die Facebookgruppe ist relativ schnell gewachsen. Der nächste Schritt war dann – ich bin, sagen wir mal so, ein leichter Perfektionist – ein passendes Logo. Also hab‘ ich mich in meinem Bekanntenkreis herumgefragt und bin auf eine Grafikdesignerin gestoßen, die mir dann mein barTbaren-Logo entworfen hat.

Quelle: Andreas Heider

Und das war ja dann quasi der Startschuss für dein Unternehmen.

Das kann man so sagen. Ich hatte das Logo abends in unsere Gruppe gestellt, und schon nach wenigen Minuten kommt die erste Nachricht über Messenger: „Ey Andi, tolles Logo, das brauch ich auf einer Cap!“. Da bin ich dann ins Grübeln gekommen. Eine, zwei oder drei Caps – das rechnet sich nicht. Die kosten dann um die 100 Euro, das zahlt mir doch niemand. Ich hab‘ dann aber trotzdem geantwortet „Sind schon dran!“ und bin dann tatsächlich nächtelang am Tablet gesessen, habe recherchiert und herumgehorcht und mit viel Glück eine Firma gefunden, die genau das macht, was ich brauche. Also hab‘ ich mal 25 Caps bestellt und  die Cap an meinen ersten Kunden verschickt. Der Typ hat sie gekauft und gleich das Bild in der Gruppe gepostet. Und plötzlich schoss die Nachfrage nach diesen Caps in die Höhe. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich 180 Bestellungen.

Und da wurde es dann richtig ernst mit den barTbaren.

Ja. Zunächst habe ich mir barTbaren als Marke und als Wortbildmarke europaweit schützen zu lassen. Dann hab‘ ich meine gesamte Abfindung und sämtliche Altersvorsorgen gegen meine jahrelangen Beratungen – ich komm aus der Versicherungsbranche – aufgelöst und mir eine Website bauen lassen. Ich hab‘ eine professionelle Fotografin gesucht und angefangen, die erste klassische barTbaren-Kollektion herauszubringen – ein T-Shirt, ein Cap, einen Beutel, ein Frotteehandtuch, Bartbürste.

Der barTbaren-Shop ging dann zum 1. Juli 2017 online und hat durch die Gruppe, die mittlerweile 3.500 Leute zählte, ziemlich gerumpelt. Ich hab‘ dann schnell gemerkt, dass ich nur mit einem Merchandise-Shirt nicht weit komme. Also kam die nächste Kollektion mit dem Motto „Don’t Call Me Hipster“. Das soll vermitteln, dass wir Bartträger keine Szeneleute sind, sondern Bart tragen, weil es uns gefällt oder weil wir ihn schon immer haben.

Mittlerweile hast du aber noch weitere Motive.

Inzwischen haben wir drei unterschiedliche Logos: da ist zum einen das klassische barTbaren-Logo. Aus diesem Logo haben wir dann die Streitaxt und oben den Bart herausgenommen und daraus das Axt-Logo kreiert und zuletzt – zusammen mit einer Germanistin – das barTbaren in Lautschrift.

Mit diesen drei Logos arbeiten wir jetzt und haben bereits unsere fünfte Cap und unsere dritte T-Shirt-Kollektion, wir haben Hoodies und Beanies. Aktuell planen wir unser erstes Poloshirt und – neben schwarz und weiß – noch eine dritte T-Shirt-Farbe. Von den klassischen Sachen wie Bartbürste oder Handtuch, die wir zu Beginn im Sortiment hatten, haben wir uns inzwischen wieder entfernt.

Quelle: Andreas Heider

Natürlich reicht es nicht, nur tolle Produkte zu haben, man muss sie auch vernünftig vermarkten…

Ich hab‘ dann begonnen, so richtig Gas zu geben, mit Facebook-Marketing, mit dem Anlegen eines Instagram-Accounts, mit dem Anschaffen eines besseren Rechners, mit Computerkursen, mit Gründerkursen, Buchhaltungskursen uns so weiter. Ich wollte einfach wissen, worum es geht, wenn ich jetzt plötzlich Unternehmer bin – denn letztendlich musst du die gleichen Auflagen erfüllen, ganz egal ob du ein kleiner Betrieb bist oder ein großes Unternehmen.

Gleichzeitig versuchen wir, uns peu a peu zu etablieren, unsere Markenbekanntheit und unsere Reichweite zu erweitern, unserem Ruf immer wieder gerecht zu werden mit Kollektionen, mit Qualität – Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig – und auch mit dem persönlichen Kontakt zu unseren Kunden. Da steckt einfach viel Herzblut und Leidenschaft drin. Das merken dann auch die Kunden und das ist auch der Grund, warum das alles so gut wächst und gedeiht.

Zum Schluss noch eine Frage: Wo bekomme ich eigentlich die barTbaren-Produkte?

Wir vertreiben unsere Artikel über den eigenen Online-Shop, aber auch über einzelne Barber- und Tattoo-Shops und – darum kommt man auch nicht umhin – über Amazon.

Aber nicht über einen eigenen, stationären Shop…

Unser Motto lautet Streetwear für bärtige Revoluzzer – und bärtige Revoluzzer gibt’s nicht nur hier in Nürnberg oder Franken. Mittlerweile haben wir Kunden in ganz Deutschland, in Italien, in der Schweiz, Österreich, Belgien, Holland. Daher macht ein stationärer Shop keinen Sinn.

Dann kann ich dir jetzt nur noch viel Erfolg mit barTbaren wünschen.

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