Ausgebrannt
Wenn Sparflamme nicht mehr reicht
Wie toll fühlt es sich an, Energie zu haben! Den alltäglichen Herausforderungen gewachsen sein, im Job abliefern, ‘n bisschen mehr als nur funktionieren. Spaß empfinden, für Dinge brennen eben. Doch was ist, wenn man nicht mehr brennen kann, wenn sich allmählich ein Gefühl von Ausgebranntsein in einem breitmacht?
Dann betrifft es plötzlich alles: unsere Arbeit, unser Sozialleben, unsere Freizeit, die Familie. Und meist beginnt erst dann die Ursachenforschung, die Frage nach dem Warum. „Burnout“, „Erschöpfungsdepression“, „Du hast dir zu viel zugemutet“, „zu wenig Pausen gemacht“, sind mögliche Antworten, die uns dann meist hinsichtlich Behandlungsansätzen hilfreich erscheinen, aber als Prävention eindeutig zu spät kommen.
Frühwarnsystem
Es gibt Warnzeichen, die uns dabei helfen, frühzeitig zu erkennen, dass wir uns Alarmstufe Rot nähern. Wenn wir merken, dass wir nicht mehr können, ist es meist schon zu spät. Sind wir einer Dauerbelastung ausgesetzt, im Job oder im Privaten, ist es wichtig, dass wir hellhörig werden und ein Frühwarnsystem entwickeln, um uns selbst zu schützen. Fühlen wir uns oft erschöpft, überfordert, kraftlos? Reagieren wir gereizt auf Menschen und Situationen, die wir früher gut handhaben konnten? Verlieren wir allmählich die Lust und Energie an der Arbeit und der Freizeit? Dann ist es an der Zeit, mehr Pausen in den Alltag einzubauen. Nicht erst dann die Pause-Taste zu drücken, wenn wir die Pause brauchen, sondern noch bevor es so weit ist.
Das können wir tun!
Bemerken wir diese Anzeichen bei Freunden, Kollegen oder Angehörigen, ist vielleicht gerade ein offenes Gespräch, in dem wir unsere (Für-)Sorge zeigen, eine erste Erleichterung für unser Gegenüber und eine Chance, selbst zu bemerken, dass etwas schiefläuft. Wir können auf psychologische Beratungsstellen (Diakonie, ASB etc.) oder die Kontaktaufnahme mit Psychotherapeuten verweisen.
Sind wir diejenigen, die sich ausgebrannt fühlen, sollten wir selbst von diesen Angeboten Gebrauch machen und uns nicht davor scheuen, Hilfe zuzulassen. Denn wenn wir Zahnschmerzen haben, ist es auch kein Tabu, zum Zahnarzt zu gehen. Wenn die Seele leidet und wir uns in unserem (Arbeits-)Leben eingeschränkt fühlen, ist es nicht minder notwendig. Erste Hilfsmaßnahmen für uns im Alltag sind bewusste Pausen einzubauen. Alle ein bis zwei Stunden sollten wir – ganz gleich ob zu Hause oder am Arbeitsplatz – eine kleine Auszeit von einigen Minuten nehmen (Tipps findest du auf Seite 81). Soziale Kontakte können helfen, um sich Sorgen und Probleme sprichwörtlich von der Seele zu reden – auch wenn Zuhörer nicht sofort den Akku wieder aufladen können: Allein darüber zu sprechen, wie es einem gerade geht, hilft!
Haben wir den Kontakt zu uns selbst verloren, helfen zum Beispiel Yoga und Meditation dabei, unser Stresssystem zu beruhigen, in den Körper hineinzuhören, uns mit uns selbst zu verbinden. Kurze Videos, auch anfängertauglich (!), sind zum Beispiel auf YouTube zu finden und ermöglichen, dass wir mitten in unserem Wohnzimmer mit wenig Aufwand 10 Minuten etwas Gutes für uns tun.
Ein Tagesplan kann dabei helfen, unsere ToDos auf ihre Machbarkeit zu überprüfen und kleine Gesten der Selbstfürsorge einzuflechten. Gleich mal an die Kühlschranktür gepinnt, damit wir nicht vergessen: Ein ToDo ist, uns selbst täglich Gutes zu tun!
Gab es früher Tätigkeiten, die uns entspannten, für die keine Zeit mehr bleibt, sollten wir diese wieder für uns entdecken. Mal wieder mit Kumpels Squash spielen, mit den Mädels zwei Stunden in die Sauna oder allein eine Runde puzzeln, werkeln, stricken. Mit den Händen arbeiten, auch mal das gewohnte Setting verlassen, kann helfen, ein wenig aufzutanken.
Dabei gilt für die Hilfsmaßnahmen das Gleiche wie für die Alltagsbewältigung: Nur nicht überfordern, weniger ist oft mehr!
Der komplette soziale Rückzug verstärkt oft die Symptome. Wichtig ist auch, sich bewusst zu machen: Auch das geht vorbei! Und wenn ich es selbst nicht hinbekomme, gibt es Fachkräfte, die wissen, wie es mir schon bald wieder besser gehen kann.
Aber einen Ertrinkenden kann man nicht retten, wenn er vorgibt, dass er schwimmen kann. In diesem Sinne: Verliert euch selbst nicht aus den Augen, auch wenn es in unserem Leben manchmal turbulent zugehen kann.