Ayurveda: Die vielleicht älteste Medizin der Welt
Warum Ayurveda sich auch in der westlichen Zivilisation zunehmender Beliebtheit erfreut
Als kleine Schwester des Yoga wird sie oft bezeichnet, die vielleicht älteste Medizin der Welt. Und nicht umsonst heißt Ayurveda übersetzt „das Wissen (veda) vom langen Leben (ayus)“. Überliefert ist sie durch jahrtausendealte Schriften aus Südostasien, wie die sogenannten Vedas, die die energetische, körperliche und geistige Antwort unseres Körpers auf das, was von außen auf ihn einwirkt, thematisieren. In einem der wichtigsten Werke, der Charaka-Samhita, wird unter anderem postuliert, dass ein wahrhaft reicher und glücklicher Mensch nur ein gesunder Mensch ist – wie wahr!
Aktuell wie eh und je
Gerade heute, in einer Zeit, in der Entwicklung, Fortschritt und Schnelllebigkeit nicht nur das Klima, sondern auch die Psyche belasten, ist das Interesse für sanfte Heilmethoden, die auf Ganzheitlichkeit beruhen, groß. Doch wer meint, Ayurveda bestünde aus einer Prise Esoterik und ein paar Gramm Kräutern, liegt daneben. Die sanfte Kunst zu heilen, erfordert zwar ein wenig Einfühlungsvermögen für den Körper und etwas Motivation für den Geist, aber im Tausch dafür gibt es unter Umständen langfristige Ruhe vor lästigen Alltagszipperlein wie Sodbrennen, Verstopfung oder Kopfschmerzen.
Vier Ziele des Lebens…
…das sind oft drei mehr, als manch einer von uns hat – nein, im Ernst: Das Schöne an Ayurveda ist mitunter, dass es ein alltagstauglicher Leitfaden für innere Zufriedenheit, der Grundvoraussetzung wahren Glücks, ist. Wenn also das Glück eine Landkarte ist, dann sind Dharma, Moksha, Artha und Kama quasi die vier Himmelsrichtungen.
Die rechte Art zu leben ist mit Dharma gemeint und bezieht sich auf ein Leben für das Gemeinwohl, in Verantwortung und Frieden. Artha meint den materiellen Wohlstand, den man ruhig haben kann, solange es nicht auf Kosten anderer geht. Moksha sind Erleuchtung und Freiheit, wenn man Hürden des eigenen Egos überwindet, und Kama bezeichnet sinnliche Freuden, die nicht aus kurzfristiger Lustbefriedigung resultieren, sondern sich aus langfristigen, freudigen Emotionen speisen.
Warum Elemente und Doshas jeden etwas angehen
Die Grundprinzipien der altindischen Lehre, deren Ursprünge auf das 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden, sind in den Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther verwurzelt. Die Grundannahme lautet, dass diese Elemente auf einer grobstofflichen Ebene dazu beitragen, dass Dinge und Lebewesen sind, was sie sind. In jedem Körper vermengen sich diese zu den Doshas, den drei biologischen Energien, aus denen wir gemacht sind.
Geraten die Energien aus dem Gleichgewicht, kommt es laut der ayurvedischen Lehre zu Missempfindungen, bis hin zu schweren Erkrankungen. Doch mit Gleichgewicht ist nicht eine exakt gleiche Verteilung der drei Doshas in allen Menschen gemeint. Eher geht es darum, durch einen gesunden Lebenswandel und eine bewusste Ernährung die individuelle Dysbalance auszugleichen – maßgeschneidert auf die eigenen Doshas quasi. Denn jeder Mensch hat ein anderes ,Mischungsverhältnis‘ der drei Doshas.
Ayurveda für Dummies
Natürlich lässt sich das, worüber Gelehrte und Wissenschaftler, mittlerweile auch westliche Schulmediziner, forschen und schreiben, nicht auf ein paar Seiten erklären. Daher hier das Wichtigste kurz zusammengefasst: Alle drei Doshas haben ihre Daseinsberechtigung und beschreiben ein Zusammenspiel von zwei der fünf Grundelemente.
Vata zum Beispiel speist sich aus Äther und Luft und steht für Bewegung. Ist es in Balance, sind wir kreativ, ist sie das nicht, kann sich das an Ruhelosigkeit, Schwäche und Verdauungsstörungen zeigen.
Pitta hat die Elemente Wasser und Feuer und steht für die Umwandlung. Es kann im Gleichgewicht eine schnelle Auffassungsgabe und eine perfekte Verdauung bedeuten, ein Ungleichgewicht macht sich etwa an Sodbrennen und Streitsucht bemerkbar.
Kapha, das Dosha der Substanz, ist Erde und Wasser, unter anderem steht es für Toleranz oder auch Geduld. Wenn es ungleich verteilt ist, kann es zum Beispiel zu Diabetes oder Asthma führen, wobei die gesamte Vielfalt der Aspekte an dieser Stelle natürlich nur schemenhaft skizziert werden kann.
Mittlerweile gibt es sowohl analog als auch digital die Möglichkeit, Ayurveda-Tests durchzuführen, wenn man wissen möchte, welches Dosha bei einem selbst dominiert. Wir haben auf der nächsten Seite einen Super-Schnell-Test für euch zusammengestellt.
Das Gute an Ayurveda ist, dass sie uns nicht nur Schieflagen aufzeigt, sondern sie auch durch Handlungsempfehlungen wieder ausrichtet. Denn oftmals stellt sich heraus, dass es nicht die großen Wunder braucht, sondern es die kleinen Veränderungen
im Alltag sind, damit es uns ein bisschen besser geht. Ursi
Vata, Pitta, Kapha…
So nennt das Ayurveda die drei „Doshas“ (Regelkräfte), und räumt ihrer Balance im Körper einen äußerst großen Stellenwert ein. Aber was sind Doshas genau? Ayurveda beschreibt die Doshas als drei grundlegende Kräfte bzw. Prinzipien, die den gesamten Kosmos, die Natur und auch den Menschen durchdringen und somit alle Körperfunktionen steuern.
Teste dich: Welcher Ayurveda-Typ bist du?
Beantworte die Fragen, wie am ehesten zutreffend. Addiere anschließend die Punkte für die einzelnen Doshas und vergleiche die Verteilung. Informiere dich digital oder analog über weitere Handlungsempfehlungen, wie du die Doshas ausgleichen kannst.
Vata: | Trifft voll zu | Trifft manchmal zu. | Trifft gar nicht zu. |
Ich bin sehr aktiv. | 10 | 5 | 0 |
Ich merke mir nur schwer Dinge. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin sehr schlank und nehme nur schwer zu. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe oft Stimmungsschwankungen. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin leicht zu begeistern. | 10 | 5 | 0 |
Meine Haut ist eher trocken, vor allem im Winter. | 10 | 5 | 0 |
Es fällt mir oft schwer, Entscheidungen zu treffen. | 10 | 5 | 0 |
Wenn ich nicht aufpasse, sind Schlaf und Ernährung unregelmäßig. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe oft kalte Hände und Füße. | 10 | 5 | 0 |
Mein Geist ist sehr aktiv, aber auch manchmal ruhelos. | 10 | 5 | 0 |
Pitta: | |||
Wenn ich etwas erledige, dann immer sehr präzise und gewissenhaft. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin sehr überzeugt von meinen eigenen Ansichten. | 10 | 5 | 0 |
Ich werde schnell verärgert, obwohl ich es nicht immer zeige. | 10 | 5 | 0 |
Ich liebe kalte Getränke und Eiscreme. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe eine sehr regelmäßige Verdauung und neige eher zu Durchfall als zu Verstopfung. | 10 | 5 | 0 |
Ich werde sehr leicht ungeduldig. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin oft perfektionistisch und detailverliebt. | 10 | 5 | 0 |
Ich liebe Herausforderungen, und wenn ich etwas will, setze ich mich dafür ein. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin mir selbst und anderen gegenüber sehr kritisch. | 10 | 5 | 0 |
Ich merke eher, dass meine Umgebung zu heiß ist, als dass sie zu kalt ist. | 10 | 5 | 0 |
Kapha: | |||
Ich erledige normalerweise Dinge eher langsam und entspannt. | 10 | 5 | 0 |
Ich nehme leicht zu und nehme nur schwer wieder ab. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe eine gute körperliche Ausdauer. | 10 | 5 | 0 |
Ich lerne zwar nicht schnell, habe aber ein ausgezeichnetes Gedächtnis. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe eine langsame Verdauung und fühle mich oft sehr voll nach dem Essen. | 10 | 5 | 0 |
Ich bin sehr umgänglich und verzeihe schnell. | 10 | 5 | 0 |
Ich habe eine weiche Haut und bin eher blass. | 10 | 5 | 0 |
Ich brauche mindestens acht Stunden Schlaf, verschlafe manchmal, bin nach dem Aufwachen oft mürrisch und brauche lange, um in die Gänge zu kommen. | 10 | 5 | 0 |
Ich esse langsam und plane meine Taten mit Bedacht. | 10 | 5 | 0 |
Ich kann auch mal eine Mahlzeit auslassen, ohne mich unwohl zu fühlen. | 10 | 5 | 0 |