Tschüs, gute Vorsätze!

Mal ehrlich: Wenn jemand sagt, denk´ NICHT an einen rosa Elefanten! – was tun wir dann? Genau. Wir tun´s trotzdem. Vielleicht ist genau das die Erklärung, warum gute Vorsätze oft nicht klappen. Weil wir sagen: Iss keine Schokolade, rauche nicht mehr, arbeite nicht mehr so viel, schaue weniger TikTok und Netflix.

Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir sagen: Ernähre dich gesund, befreie dich von Sucht, schaffe dir mehr Freizeit und fang´ endlich an zu lesen – oder wir machen die umgekehrte Methode! Für eine bestimmte Zeit essen wir nur ungesund, frönen unseren Süchten, arbeiten absichtlich viel länger als sonst und verbringen jede übrige freie Sekunde vorm Bildschirm.

Dies ist ausdrücklich KEINE Gesundheitsempfehlung unsererseits (und sicherlich nicht ungefährlich), sondern abgeleitet von einer Idee aus der Psychologie. Sie nennt sich „umgekehrte Psychologie“ und geht auf die Emotionstheorie des amerikanischen Psychologen Robert Plutchik zurück. Demnach trickst man eine Person aus, indem man sie auffordert, genau das Gegenteil von dem zu tun, was man von ihr möchte. Und manchmal funktioniert es. Manchmal auch nicht.

Eine ähnlich spannende Theorie dazu ist die der Reaktanz. Wenn jemand, der unter Druck steht, weil sein persönlicher Freiheitsraum eingeengt wird, darauf reagiert, indem er versucht, ihn wieder herzustellen, nennt man das in der Psychologie, v.a. in der Arbeits- und Verkaufspsychologie, Reaktanz. Wenn einem Kind gesagt wird, es darf keine Cola trinken, weil das ungesund sei, verlangt es erst recht nach Cola.

Vereinfacht gesagt: Verbote steigern oftmals die Attraktivität. Daher: Schluss mit guten Vorsätzen! Ein ehrlicher Wunsch nach Veränderung entwächst nicht selbst auferlegten Einschränkungen, die sich im Kalender auf den 1. Januar terminieren lassen. Stattdessen sollten wir das, was uns gut tut, was wir brauchen, erfahrbar machen. In unseren Alltag integrieren. Jeden Tag, nicht nur an Silvester.

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