Hühnchen mit Limonade GinArtwork Mann mit Dudelsack
Lutz Backes mit Büste von Franz Josef Strauß
Quelle: Stadtmagazin

„Zu viel für ein einzelnes Leben“

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Wie soll man Lutz Backes beschreiben? 1938 in Mannheim als Sohn eines Bankdirektors und akademischen Kunstmalers geboren, entwickelte er im Lauf seines Lebens die vielfältigsten Fähigkeiten. Er begann als Journalist, wandte sich dann aber schon bald eher künstlerischen Gefilden zu. 1961, vier Jahre nachdem er mit einer Zwischenstation in Fürth in die Noris gezogen war, debütierte er in Nürnberg als Autor, Schauspieler und Regisseur.
Inzwischen war Backes – ab 1975 nach einer Bombendrohung unter dem Künstlernamen Bubec – bereits als Karikaturist, später dann auch als Show-Zeichner etabliert.

Karikatur des „Rolling Stones“-Drummers Charlie Watts

„Mein Handwerk war die ganze Zeit der Journalismus“ erinnert sich Backes, in einem sehr kurzweiligen Gespräch, das ich mit ihm führen durfte. „Das hat schon angefangen, bevor ich nach Nürnberg kam, und mit 17 mein Taschengeld mit Schreiben aufbesserte. Als dieser in einem Schülerzeitung Zeichnungen von mir gesehen hatte, wurde ich von meinem ersten Chefredakteur für die Karikatur entdeckt. Ja und da bin ich dann so langsam hineingerutscht.“

Quelle: Lutz Backes

Ich springe von Ast zu Ast, aber immer am selben Baum

Über Horst Haitzinger, mit dem ich seit 1963 befreundet bin, kam ich zu einer New Yorker Agentur, die einen deutschen Karikaturisten gesucht hatte. Ich schickte denen ein paar meiner Arbeitsproben, unter anderem auch eine Karikatur, die eine Nürnberger Zeitung kurz vorher abgelehnt hatte. Wenige Tage später erschien genau diese Karikatur in der ,New York Times‘.“ Als seine Arbeiten in allen großen amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften (darunter auch Washington Post, Times und Newsweek…) erschienen, wurden plötzlich auch deutsche Zeitungen auf Backes aufmerksam. Parallel dazu arbeitete er für vier Jahre in einem „richtigen Beruf“ als Industriekaufmann, ehe es sich endgültig für eine Laufbahn als Künstler entschied.

Lutz Backes mit Zeichnungen
Quelle: Stadtmagazin

Mein Puma ist weltberühmt, ich nicht.

Lutz Backes

„Ich habe alles gemacht, was kam, neben den Karikaturen habe ich immer wieder geschrieben, zum Beispiel aber auch Kabarett gemacht – es hatte aber immer mit Humor zu tun gehabt. Irgendwann habe ich das mal so formuliert: Ich springe von Ast zu Ast, aber immer am selben Baum.“

Logo Puma
Quelle: Puma SE

Die springende Wildkatze

„Gerd Dassler, ein früherer Klassenkamerad und bis zu seinem Tod guter Freund, rief mich sieben Jahre nach dem Abitur an und bat mich, nach Herzogenaurach zu kommen. Der Hintergrund war, dass Puma, die Firma seines Vaters ein Signet brauchte, das auf eine Tasche gedruckt werden sollte: einen springenden Puma. 

Ich bin dann in den Nürnberger Tiergarten gegangen und habe mir den Puma angeschaut. Ein schönes Tier, aber für das, was die Firma wollte ungeeignet. Der Puma hette einen fetten Arsch, aber ich hatte eine andere Idee: Im Käfig neben dem Puma war ein schwarzer Panther, elegant, geschmeidig… Also habe ich einen Panther gezeichnet, habe ihm einen Puma-Kopf aufgesetzt, Puma-Tatzen und einen Puma-Schwanz.“ 

Das weltweit bekannte Puma-Logo war geboren.

164 Porträts in vier Stunden

Neben der Karikatur begann Backes dann auch mit dem Schnellzeichnen. Die Schwierigkeit beim Schnellzeichnen bestand darin, dass es, obwohl alles leicht aussehen musste, eine ungeheure Konzentration erfordert – „aber es war auch eine sehr gute Übung“. Zehn Jahre lang hatte Backes sogar den Weltrekord im Schnellzeichnen inne: In vier Stunden hatte er 164 Personen gezeichnet – „danach war ich acht Tage in Gips“.

In diese Zeit fielen auch viele Kontakte mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen – von gefeierten Show- und Filmgrößen bis hin zu Wirtschaftsbossen. In der Schweiz zeichnete Backes zum Beispiel Richard Sprüngli den Chef der gleichnamigen Confiserie. Als der die Karikatur sah, sagte er im Schweizer Dialekt: „Das ist eine sehr gute Karikatur. Was kostet die? (…) Ich zahle Ihnen das Doppelte, wenn Sie mir versprechen, sie nie zu veröffentlichen“. Backes hängte die Zeichnung ab und gab sie Sprüngli, der die vereinbarte Summe bezahlte – das Thema war erledigt.

Das dreidimensionale Sehen

Das Schnellzeichnen finanzierte ihm den Lebensunterhalt, schon lange interessierte sich Backes aber für plastische Arbeiten. Bei einem Psycho-Happening in Zürich traf er einen Mann, der ihn ansprach und ihm erklärte, er habe das dreidimensionale Sehen und sollte nicht zeichnen, sondern bildhauerisch arbeiten. Zwei Tage später kam er in San Remo mit dem Karikaturisten und Bildhauer Giorgio Gabellini zusammen, der ihm bescheinigte, seine Karikaturen seien „so rund, so abgerundet. Du müsstest das, was ich mache, auch können.“ Eine Woche lang arbeiteten die Beiden anschließend in Gabellinis Atelier in Cesena.

Zurück in Nürnberg kaufte Backes Ton und begann seine ersten Büsten zu modellieren. Seither fertigt er Porträt-Bronzebüsten u.a. 30 Porträtbüsten für das Rathaus im brandenburgischen Beelitz, wo auch ein von Backes geschaffenes Denkmal und sein Spargelstecher-Brunnen zu sehen sind. „Mit den Büsten ist mir gelungen, was ich mit meinen Karikaturen nicht geschafft habe: Ich bin in fünf Museen ausgestellt, unter anderem im Haus der Geschichte in Bonn.“

Parallel zu seinen Bronzearbeiten verfolgte Backes in den vergangenen Jahren wieder ein Buchprojekt – dieses Mal über „Fränkische Köpfe“. Ein Buchprojekt, das er mit dem inzwischen verstorbenen Hermann Glaser begonnen hatte und das er jetzt im Alleingang fertiggestellt hat.

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