Ewald Arenz: Schreibbeamter mit Hut
Wie kamst du eigentlich zum Schreiben und was gab dann den Anstoß, das Geschriebene zu veröffentlichen?
Schreiben wollte ich, seit ich dreizehn war. Ich wollte das können, was mich an Büchern so faszinierte: Geschichten erzählen. Und natürlich wollte ich sie anderen erzählen – deshalb wollte ich mein Geschriebenes eben auch veröffentlichen.
Du entstammst einem Pastorenhaushalt und teilst damit das „Schicksal“ von so großen Literaten wie Jean Paul, den Gebrüder Schlegel, Hermann Hesse oder Bernhard Schlink. Ist das Zufall oder herrscht in Pastorenhaushalten eine besondere Atmosphäre, die eine solche Entwicklung fördert?
Ich meine, dass in protestantischen Pfarrhäusern oft eine Kultur des Worts gepflegt wurde. Es steht ja die Predigt im Mittelpunkt und tatsächlich hat unser Vater mehr als einmal mit uns die Predigt am Mittagstisch besprochen und besprechen lassen. Ich schätze, es ist auch kein Zufall, dass zwei von meinen sechs jüngeren Geschwistern auch als Autoren aktiv sind.
Über Ewald Arenz
Der als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Nürnberg geborene Autor Ewald Arenz ist der älteste Sohn der Künstlerfamilie Arenz und Bruder der Schriftstellerin Sigrun Arenz sowie des Schauspielers und Autors Helwig Arenz.
Mit 13 zieht er mit seiner Familie nach Fürth, wo er sein Abitur am Heinrich-Schliemann-Gymnasium macht, an das sich ein Studium der Anglistik, Amerikanistik und Geschichte in Erlangen anschließt. Heute ist er Lehrer in Nürnberg und lebt in Obermichelbach im Landkreis Fürth. Für seine literarischen Arbeiten wurde Arenz mit zahlreichen Preisen bedacht.
Auch deine beiden jüngeren Geschwister – Sigrun und Helwig – sind als Autoren aktiv. Wie ist da das Verhältnis untereinander?
Wir lesen unsere Sachen. Ich habe Sigrun und Helwig oft ermutigt, zu schreiben und ich wiederum profitiere auch von dem Feedback, dass sie geben. Helwig – als gelernter Schauspieler – hat mir auch oft schon sehr gute Tips zur Figurenentwicklung gegeben. Andererseits ist es – schätze ich – für die jüngeren Geschwister auch manchmal nicht so einfach, gegen den älteren anzuschreiben 😉
Du handelst in deinen Büchern ganz unterschiedliche Themen ab. Wie kommst du zu diesen Themen oder kommen die Themen zu dir?
Ach, ich glaube, die Themen kommen zu mir. Ich wollte mich nie so ganz auf ein einzelnes Thema festlegen. Manchmal packt mich der Wunsch, zu den anarchischen Wurzel zurückzukehren; zum literarischen Slapstick. Dann schreibe ich so etwas wie „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“. Dann wieder interessiert mich die Geschichte einer Freundschaft wie in „Alte Sorten“.
Wieviel Autobiographisches, wieviel Ewald Arenz steckt in deinen Büchern?
Oh, eine ganze Menge. Ohne Erleben kann man nicht schreiben, denke ich. Aber ich werde den Teufel tun und hier alles verraten. Ich finde es schön, wenn die Leser spekulieren dürfen.
Du bist ausgesprochen produktiv. Im vergangenen Jahr ist dein Roman „Alte Sorten“ erschienen, der innerhalb kurzer Zeit den Sprung in die SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. In diesem Jahr folgte „Eine Urlaubsliebe“ und vor kurzem hatte „Swing Street“ ein Musical, das du zusammen mit dem Komponisten Thilo Wolf geschrieben hast, im Fürther Theater Premiere. Wann hast du denn die Zeit, um zu schreiben?
Na, ich bin doch Lehrer. Ein Vierteljahr Urlaub im Jahr. Da kommt schon Zeit fürs Schreiben zusammen. Aber, um ganz ehrlich zu sein: Ich habe in den letzten zwanzig Jahren nie länger als zehn Tage Urlaub gemacht. Immer eher weniger. Und ich schreibe meist an den Wochenenden. Ich fürchte, so ganz ohne Disziplin geht es vermutlich in diesem Job nicht. Aber ich bin auch eher der Schreibbeamte: Ich sitze gerne morgens ab acht Uhr am Schreibtisch und höre um 13.00 Uhr auf.
„Alte Sorten“ erschien – im Gegensatz zu den anderen Büchern, die im Cadolzburger Verlag Ars Vivendi herauskamen – bei Dumont, also bei einem großen Verlag. Was hat dich dazu bewogen? Gibt es da einen Unterschied im Arbeiten?
Im Prinzip ist die Arbeit eines Schriftstellers ja immer ähnlich. Und auch in den Verlagen ähnelt sich der Prozess im Grunde: Man erarbeitet mit der Lektorin eine Geschichte, ist während des Schreibens immer im Kontakt mit ihr, Herstellung und Druck sind ähnlich. Was sicher anders ist, das ist die Größe des Apparats, die Reichweite der Vertreter und das Vertriebsnetz. Als ich das Angebot von DuMont bekommen habe, dachte ich mir, dass ich – obwohl ich ars vivendi sehr liebe – eine solche Chance vermutlich kein zweites Mal bekommen werde. Ich denke, dass es „Alte Sorten“ nicht so ohne Weiteres auf die Bestsellerliste geschafft hätte.
Du hast insgesamt mehr als 150.000 Bücher verkauft und wirst im Ars Vivendi-Programm als Bestseller-Autor tituliert. Fühlst du dich so oder – anders ausgedrückt – was bedeutet für dich der Stempel „Bestseller-Autor“?
Doch, es ist etwas Besonderes. Auf der SPIEGEL-Bestsellerliste zu stehen, ist wohl der Traum jedes jungen Autor. Ich hätte auch vor fünf Jahren noch nicht gedacht, dass das jemals möglich sein würde. Es ist ein großartiges Gefühl. Und ich weiß, dass ich natürlich Unterhaltung schreibe. Aber damit habe ich kein Problem. Gute Unterhaltung ist nicht das leichteste aller literarischen Genres…
Einige deiner Bücher wurden ins Holländische, Italienische, Spanische und Polnische übersetzt. Ist das dann noch mal etwas ganz Besonderes für dich?
Natürlich. Als ich das erste Mal in Rom in einer Buchhandlung „Der Duft von Schokolade“ in der italienischen Ausgabe sah, habe ich das tatsächlich fotografiert. (Ich schäme mich fast, das zuzugeben, aber Autoren sind ein wenig eitel). Doch. Es ist ein tolles Gefühl! Ich meine, ich komme aus Fürth – da komme ich mir ja fast schon vor wie Kellermann.
Zum Abschluss noch eine Frage: Arbeitest du derzeit an einem neuen Buchprojekt und kannst du uns schon etwas darüber sagen?
Tatsächlich ist das neue Buch schon fast fertig. Der Arbeitstitel ist „Der große Sommer“ und es wird ebenfalls bei DuMont erscheinen. Aber zum Inhalt darf ich noch nicht viel sagen. Nur soviel: Es ist schon wieder Autobiographisches darin. Aber finden müssen es die Leser selber.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.