Nürnberg, deine Denkmäler: Beeindruckend und schön – Teil 2
Überall im Stadtbild stoßen wir auf sie, sie gehören zu unserem Alltag – doch wie so vieles aus unserem täglichen Leben, nehmen wir sie gar nicht oder nur am Rande wahr: Denkmäler und Brunnen, die an Persönlichkeiten oder an Ereignisse erinnern. In unserer Reihe möchten wir euch in unregelmäßigen Abständen auf diese oftmals übersehenen Alltagsbegleiter aufmerksam machen und einen Blick auf ihren Hintergrund werfen.
Teufelsbrünnlein
Das Teufelsbrünnlein an der Westseite der Lorenzkirche ist ein eher unscheinbarer Brunnen, der man gerne übersieht, der aber in jedem Fall einen zweiten Blick wert ist. Geprägt wird der 1888 nach einem Entwurf von Friedrich Wanderer geschaffene Brunnen von einem viereckigen Brunnenbecken mit Schwenkauslauf und einem Schutzgitter. Die Rückwand des Brunnenbeckens schmückt ein neugotischer Rundpfeiler, dessen stilisierte Verdachung auf eine Sage verweise, die viele ältere Nürnberger vielleicht noch kennen: die „Sage vom Schusserbou“ (für Nicht-Franken: Schusser sind Murmeln). Auf der rechten Dachflanke ist ein Drache zu sehen, auf der linken der namengebende Schusserbou, der gerade vom Teufel geholt wird.
Der Sage nach spielte der Chorschüler mit Freunden unweit der Lorenzkirche Murmeln. Als diese ihn beim Schummeln erwischten, stritt der Chorschüler die Vorwürfe ganz energisch ab: „dou soll mi glei der Teifl hulln!“. Kaum war die verhängnisvolle Lüge über seine Lippen gekommen, da stand der Teufel bereits inter ihm und schnappte sich den Jungen: „Er dreht‘n schwind sei Gsicht ins Gnick | (Für suwos hout a Teifl Gschick!) | und is mit ihm verschwundn“. Die Kappe des Schülers fiel daraufhin herab und blieb an der Blitzableiterstange des Chordaches der Lorenzkirche hängen, das daraufhin „Lausbubenkäpple“ genannt wurde.
Dudelsackpfeiferbrunnen
Die Geschichte des zweiten Brunnens entführt uns in ein Wirtshaus zu Zeiten des „schwarzen Todes“, wo sich die Gäste und die anwesenden Musiker gar heftig dem Alkohol widmen. Auch ein Dudelsackpfeifer hat dem Wein so heftig zugesprochen, dass er auf dem Heimweg umfällt und regungslos am Straßenrand liegenbleibt. Als die Pestkutscher, die wie jede Nacht die Toten zum Pestacker karren, vorbeikommen, halten sie den Dudelsackpfeifer für tot und laden ihn auf ihren Pestkarren. Vom Rumpeln des Karrens und von der frischen Luft wacht der Dudelsackpfeifer auf und blickt um sich – doch ihm ist die Kehle wie zugeschnürt. Nur seinem Dudelsack entlockt er ein paar quietschende Töne. Daraufhin erschrecken die Kutscher und halten ihren Karren an. So wird der Dudelsackpfeifer gerettet. Der Legende nach, die man sich noch lange in den Schänken erzählt, soll es aber der reichlich genossene Alkohol gewesen sein, der ihn vor der Pest bewahrt hat.
Die Figur des Dudelsackpfeifers stammt – wie auch das Teufelsbrünnlein – von Friedrich Wanderer. Er hatte sie Ende des 19. Jahrhunderts nach einem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen Holzmodell aus Weidenholz gießen lassen. Der Dudelsackpfeiferbrunnen ist am Unschlittplatz unweit der Maxbrücke zu sehen. Das Holzmodell aus Weidenholz befindet sich seit 1880 im Germanischen Nationalmuseum.