Artwork Baum mit HerzenArtwork Ausstreuen
Der Baumpate im Porträt
Quelle: Stadtmagazin

Unterwegs mit dem „Rekord-Baumpaten“

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Vielerorts verschönern „Mini-Gärten” die innerstädtischen Bäume vor unseren Haustüren. Um die Pflege dieses Innenstadtgrüns, im Fachjargon spricht man dabei von „Baumscheiben“, kümmern sich Baumpaten wie Rainer Edelmann, der nicht weniger als 18 dieser grünen Inseln im Bereich der Nürnberger Südstadt unter seinen Fittichen hat. Weitere möchte Edelmann, der unter anderem auch im Vorstand und in der Ortsgruppe des Bund Naturschutz aktiv ist, gerne dazu nehmen.

Während ich mit dem Inhaber eines Meisterbetriebs für Metallgestaltung durch „seine“ Südstadt gehe, öffnet er mir die Augen für so manches Juwel, das ich sonst im Vorübergehen übersehen hätte: eher unscheinbares Grün, das jetzt in den Sommermonaten immer noch reizvolle kleine Blüten zeigt. Edelmann weist mich aber auch auf den einen oder anderen „Störenfried“ hin, der sich in den Grünflächen rund um den Kopernikusplatz niedergelassen haben. Diese grünen Zuwanderer kommen aus allen Teilen der Welt, aus Nordamerika, aus Kanada, China, Japan, stammen aus unseren modernen Ziergärten, fanden aber auch schon im Tross Napoleons den Weg von Frankreich ins Frankenland.

Quelle: Stadtmagazin
Quelle: Stadtmagazin

Kritik am „Behördengrün“

Glücklich ist Rainer Edelmann, der von Bürgermeister Christian Vogel den inoffiziellen Ehrentitel „Rekord-Baumpate“ verliehen bekommen hatte, mit diesen Exoten nicht. Da fällt dann auch mal das eine oder andere kritische Wort in Richtung SÖR. Der „Servicebetrieb öffentlicher Raum Nürnberg“ verzichtet wie es selbst sagt „aus Kostengründen“ auf das händische jäten und lässt in den Augen des Baumpaten zu viele Exoten und „Behördengrün“ stehen, das heimischen Pflanzen den Lebensraum streitig macht. Gerade diese heimischen Pflanzen mit ihren so schönen Namen wie Ochsenzunge, Bergsandglöckchen, Sandgrasnelke, Silbergras, Pyrenäenstorchschnabel oder Mäuseschwanzfederschwingel, sind es aber, die es Edelmann angetan haben. Und das sieht man den von ihm betreuten Baumscheiben auch an.

Nahaufnahme Busch
Quelle: Stadtmagazin

Über unsere Straßenbäume

Die Bäume, die bei uns in der Stadt wachsen, erfreuen nicht nur das Auge, sie sorgen auch für eine nachhaltige Verbesserung des Stadtklimas. Aktuell gibt es in Nürnberg rund 28.000 Straßenbäume an Einzelstandorten. Zu diesen kommen noch mehr als 300.000 Bäume in städtischen Waldgebieten oder größeren Baumgruppen. Die Bäume filtern – wie alle grünen Pflanzen – Kohlendioxid aus der Luft. Ein einziger Straßenbaum ist dabei in der Lage, jährlich 300 kg CO2 zu absorbieren und auf diese Weise ausreichend Sauerstoff für zehn Menschen zu liefern.

Interessant und ökologisch korrekt

„Ich versuche, meine Baumscheiben interessant, ökologisch korrekt und ansehnlich zu gestalten“, erläutert er. Dies gehe durchaus ohne großen Pflegeaufwand, da die heimischen Pflanzen ja an unsere Bedingungen angepasst seien. „Ich pflanze und sähe möglichst standortgerechte Arten, lege in jede größere Baumscheibe aber auch mindestens ein Stück Totholz zur Bereicherung der Landschaft und um Lebensraum für die unterschiedlichsten Insekten zu schaffen.“ Immer gibt sich Edelmann aber nicht mit dem Vorgefundenen zufrieden. Es kommt auch vor, dass auf manchen der Flächen – zum Beispiel auf der Baumscheibe mit den Sandtrockenrasen – zunächst das dort ausgebrachte Lavageröll abgetragen und durch heimischen Sand ersetzt werden muss. Die sich bildenden Lebensgemeinschaften überlässt Rainer Erdmann dann aber möglichst sich selbst und entfernt auf seinen abendlichen Spaziergängen nur die Arten, die sich unerwünscht ausbreiten.

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