Frischer und besser geht nicht
Auch in der Region Nürnberg begeistern sich immer mehr Menschen für die solidarische Landwirtschaft, kurz: SoLawi. Dabei handelt es sich um eine Form der Agrarwirtschaft, bei der die Ernteteiler, also die Verbraucher, und die Produzenten, die Landwirte, direkt miteinander in Kontakt treten. Das heißt: Beide Seiten schließen einen Vertrag über die Abnahme der Hofprodukte für das ganze Erntejahr (jeweils ab 1. Juli) ab. Die Ernteteiler bezahlen einen monatlichen Festpreis und erhalten dafür – je nachdem wöchentlich, zweiwöchentlich oder auch monatlich – ihren Ernteanteil. Dieser ist natürlich auch saisonalen Schwankungen und Risiken (Ernteausfall durch Frost etc.) ausgesetzt, die dem solidarischen Gedanken zufolge, gemeinsam getragen werden.
Beste Qualität der Nahrungsmittel
Für die Ernteteiler bedeutet dies in erster Linie, dass sie frische Lebensmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau (Demeter und Bioland) erhalten, genau wissen, wo und unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden, und dadurch eine ganz neue Wertschätzung für die Lebensmittel gewinnen. Gleichzeitig leisten sie ihrem Beitrag dazu, die biologische Vielfalt zu schützen und Ackerland sowie kleinbäuerliche Betriebsstrukturen in der Region zu erhalten. Aber auch die Landwirte profitieren von der SoLawi – beispielsweise durch eine bedarfsgerechte Erzeugung, vor allem aber auch durch ein gesichertes, planbares Einkommen.
Freie Wahl des Hofes
Das Besondere bei der 2015 in Nürnberg gegründeten SoLawi „Stadt, Land, … Beides“ ist, dass an ihr vier verschiedene SoLawi-Höfe beteiligt sind. Die Ernteteiler können sich also auf einem oder auch auf mehreren Höfen engagieren. Dementsprechend können sie aus einer breiten Palette an Lebensmitteln auswählen – den Großteil der Lebensmittel beziehen sie regelmäßig als ihren Ernteanteil, einen Teil erhalten sie auf Bestellung.
Die Versorgung der Ernteteiler erfolgt dabei über dezentrale Depots. Nach den Verteilstellen Marienberg, St. Peter und Altenfurt wurde vor wenigen Wochen erst das Depot Die Wiese eröffnet, ein weiteres in Gostenhof soll im Herbst entstehen. Bei den Depots handelt es sich um abgeschlossene Räume, Garagen oder – wie im Fall der Wiese – um einen „Schrank“, aus denen sich die Ernteteiler die Ernte von einem oder mehreren Höfen ihrer Wahl abholen können. Diese reicht von Gemüse und Obst über Getreide bis hin zu Ziegenkäse und Fleisch. Einer ausgehängten Liste können die Ernteteiler genau entnehmen, wovon sie sich wie viel einpacken können.
Auf Wunsch ganz nah am Lebensmittel
Der solidarische Gedanke spiegelt sich aber nicht nur im gemeinsamen Verwerten der Ernte wider. Zusammen mit den Landwirten werden auch gemeinsame Aktionen und Arbeitseinsätze geplant, an denen die Ernteteiler teilnehmen können, aber wohlgemerkt nicht müssen. In einem monatlichen Newsletter werden die Ernteteiler zudem über die aktuelle Situation auf den jeweiligen Höfen informiert. Da gibt es gute Nachrichten, wenn zum Beispiel die Jungpflanzen ausgebracht werden und Fenchel, Frühlingszwiebeln oder Spinat geerntet werden können, manchmal aber auch betrübliche, wenn zum Beispiel der Mangold in einer Frostnacht erfroren ist.