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Artwork Bierkrug

Wohnen im Onoldenturm

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chon mehrfach haben wir uns in unserem DAS STADTMAGAZIN außergewöhnlichen Wohnmodellen, zum Beispiel dem Wohnen in einem Tinyhouse oder einem interkulturellen Wohnprojekt, gewidmet. Heute stellen wir euch – im Gespräch mit Philip, dem Vorstand der Philister, also der ehemaligen Studenten, und der Aktivenvorständin Myrjam – nicht nur das „Wohnen im Turm“ vor, sondern werfen gleichzeitig auch einen Blick auf die Studentenverbindung „Onoldia“, die dieses Wohnprojekt seit 2016 für Student*innen anbietet.

Bei dem „Turm“ handelt es sich nämlich um das Verbindungshaus, das die „Onoldia“ seit den siebziger Jahren nutzt und das nur wenige Meter vom Plärrer entfernt, direkt in der Innenstadt liegt. Jeweils für zwei Semester bzw. ein Jahr können Studentinnen die beiden Zimmer sehr günstig mieten.

Das besondere daran: die beiden Mieterinnen der Zimmer können alle Räumlichkeiten des Turms nutzen – auch die verbindungseigene Bar und den „Kneipsaal“, Bad und Küche sind Gemeinschaftsräume. Es ist – wenn man so will – eine Art Wohngemeinschaft, zumal die Mieter*innen, abgesehen vom Verbindungsstammtisch am Mittwoch, meist unter sich sind.

Die Überlegungen, die beiden Räume, die zuvor als Vorstandzimmer und als Abstellraum Verwendung fanden, anders zu nutzen, gehen auf das Jahr 2015 zurück. Mit den beiden Räumen wollte die „Onoldia“ die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für Studenten befriedigen und sich noch eine zusätzliche Einnahmequelle für den Unterhalt des Turms eröffnen.

Darüber hinaus wollte man auf diesem Weg versuchen, neue Mitglieder für die Studentenverbindung zu akquirieren. Da es – nicht immer ganz zu Unrecht – zahlreiche Vorurteile gegenüber Verbindungen, Corps oder Burschenschaften gibt, tun sich Studentenverbindungen heutzutage nämlich recht schwer, neue Mitglieder zu finden.

Über die Onoldia

Die „Onoldia“, die älteste Studentenverbindung Nürnbergs, versteht sich als nicht-schlagende (kein akademisches Fechten), unpolitische, gemischte (die Einzige in Nürnberg, die Männer und Frauen aufnimmt), farbentragende (violett – gold – grün) Verbindung, die unter dem Dach des christlich orientierten Schwarzburgbund zuhause ist. Die „Onoldia“ – der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für ‚Ansbach‘ ab – ist eine ehemalige Lehrerverbindung von der Universität in Altdorf, in der sich alle Mittelfranken trafen, die an der Lehramtsuniversität studierten.

„Wir sind ein sehr moderater Bund, wir lehnen Extreme jeglicher Art ab und sind in vielerlei Hinsicht eine eher lockere Verbindung“, beschreibt Philip die Verbindung. „Man muss keine Angst vor Studentenverbindungen haben und es sagt über dich als Mensch noch gar nichts aus, wenn du in einer Studentenverbindung bist“, ergänzt Myrjam. Wer wissen will, wie es bei der „Onoldia“ zugeht, kann einfach mal bei einem Stammtisch – jeden Mittwoch ab 20 Uhr – vorbeikommen.

Wahrheit und Vorurteil

Ganz nüchtern betrachtet handelt es sich bei einer Verbindung um „eine Gruppe von Studentinnen oder ehemaligen Studentinnen, die nicht auf Grund eines gemeinsamen Hobbys zusammengefunden hat, sondern wegen ähnlicher Werte, Haltungen und Interessen“, beschreibt Myrjam die Grundidee hinter einer Verbindung.

„Als kleinster gemeinsamer Nenner kommt dazu, dass es Bier gibt“, bestätigt Philip zumindest eines der Vorurteile, die man im Hinblick auf Studentenverbindungen hat, „wobei man auch sagen muss, dass es bei uns in der Verbindung keinen ‚Trinkzwang‘ gibt.

Den gab und gibt es zum Teil immer noch bei manchen Verbindungen und der bedeutet: Wenn dir etwas hingestellt wird, dann wird auch verlangt, dass du es trinkst. Davon gehen die meisten Verbindungen mittlerweile weg – weil es ganz einfach zu blöd ist.“

Ein zweites Vorurteil, mit dem Verbindungen im Allgemeinen zu kämpfen haben, ist, dass sie politisch eher im rechten Spektrum angesiedelt sind. Dem widerspricht Myrjam: „Es gibt ganz verschiedene Arten von Verbindungen. Auf der einen Seite gibt es die Burschenschaften mit einer klaren politischen Ausrichtung, auf der anderen Seite die Landsmannschaften, wie wir eine sind.“

Die Landsmannschaften waren zu Anfang eher eine Art akademisches Wohnheim und hatten sich ursprünglich an den Universitäten gebildet, damit die Studenten aus den jeweiligen Ländern und Regionen, die ein gemeinsames Studienfach belegten, zueinander finden konnten.

So kamen beispielsweise alle Preußen oder alle Sachsen an einer Uni zusammen und schlossen sich in einer Landsmannschaft zusammen. Die Landsmannschaften haben im Gegensatz zu den Burschenschaften meist keine politische Ausrichtung, während es bei den Burschenschaften auch – muss man sagen – Verbindungen gibt, die weiter am rechten Rand angesiedelt sind. Myrjam betont dabei: „Dieser politische Faktor ist etwas das gibt’s zweifellos. Er ist dann auch sehr laut und sehr präsent, aber er ist nicht stellvertretend für alle Verbindungen.“

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