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Im Tiergarten mit Tatort Kommissar

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Der Schauspieler Andreas Leopold Schadt ist in Hof geboren, in Konradsreuth aufgewachsen und lebt – nach Jahren der Wanderschaft – jetzt wieder in Oberfranken, in der Nähe von Coburg. Bekannt wurde Schadt durch die Rolle des Kommissars Sebastian Fleischer, in der er seit 2015 im Franken-Tatort zu sehen ist.

Mit Nürnberg verbinden Andi Schadt unter anderem die Familienausflüge zu seiner Urgroßmutter, die oft mit Besuchen im Tiergarten verbunden waren. Ein Grund für uns ihn am Schmaußenbuck zu treffen, und mit ihm bei einem Bratwurschtweggla und einem Bierchen zu quatschen und seinen Gitarrenkünsten zu lauschen.

Du hast ja nicht nur durch deine Rolle im Franken-Tatort einen Bezug zu Nürnberg, sondern auch durch deine Familie…

Mein Urgroßvater kam ursprünglich aus Nürnberg und solange die Urgroßmutter noch am Leben war, sind wir regelmäßig nach Nürnberg gekommen. Bei dieser Gelegenheit waren wir dann immer erst im Tiergarten und dann bei der Uroma – oder umgekehrt – und haben Nürnberger Rostbratwürste gegessen.

Aber du selbst bist ein echter Oberfranke!?

Mein Opa ist noch ein gebürtiger Nürnberger und dann 1960 nach Oberfranken umgezogen, um in Konradsreuth bei Hof den Zweigbetrieb unserer Fabrik für Scheuertücher und Kernseife zu eröffnen.

Ist dir dein schauspielerisches Talent eigentlich in die Wiege gelegt worden? Das heißt: gab es bei dir in der Familie auch schon künstlerische Ambitionen?

Ja, in jedem Fall. Mein Großvater, der die Firma in Konradsreuth führte, hatte eigentlich gar keine Lust dazu. Er hat früher schon beim Militär Klavier gespielt, hat dann auch später verschiedene Instrumente gespielt und gemalt. Wenn er dann ein paar getrunken hat, dann hat er abends sein Instrument ausgepackt und richtig aufgedreht.

Aber auch die Oma hatte besondere Ambitionen. Sie wollte entweder Rennfahrerin oder Schauspielerin werden. Nachdem die Firma bankrott ging, musste sie noch einmal neu anfangen und hat dann Fußpflege und Kosmetik angeboten, um die Familie über Wasser zu halten.

Und wie kamst du dann ausgerechnet zur Schauspielerei?

Mein Vater wollte eigentlich auch schon auf die Schauspielschule, wurde dann aber Diplomingenieur. Und weil alle ihre künstlerischen Ambitionen nicht ausleben konnten, hab‘ ich es dann gemacht. Ich will jetzt meinem Vater nicht die ganze Schuld geben, aber es war schon so, dass mein Vater damals, als ich bei der Bundeswehr war und nicht so recht wusste, wie das da alles funktioniert, zu meiner Mutter gesagt hat: ‚Du sag mal, kannst du dir des Berschla net im Fernsehen vorstellen!?‘ Daraufhin habe ich mich bei einigen Schauspielschulen beworben.

Dann ist die Schauspielerei also dein Traumberuf?

Eigentlich wollte ich Fußballspieler werden. Aber ich war nur auf dem Bolzplatz gut, auf dem großen Platz habe ich dann versagt. Weil ich immer wegwollte, raus aus dem Land, wollte ich auch mal internationales Management studieren. Das habe ich dann aber nicht gemacht und bin nach München auf die Schauspielschule.

Nach der Schauspielschule kamen dann die ersten Engagements – auch hier in Erlangen. Bis zu den ersten Film- und TV-Produktionen

War es dann aber noch ein längerer Weg…

An der Schauspielschule war ich bis 2003 und bin dann direkt nach Erlangen gekommen, wo ich meine erste Premiere hatte. In den folgenden Jahren habe ich dann hauptsächlich Theater gespielt. Kleinere Filmengagements – mit Christian Zübert („Dreiviertelmond“) und Marcus H. Rosenmüller („Sommer der Gaukler“) – sind eigentlich nur so dazwischengerutscht. Ich dachte dann, jetzt geht’s los, jetzt bewirbst du dich und gehst auf Agenturen zu. Also habe ich hunderte Videokassetten und DVDs verschickt – aber es kam nichts.

Und dann kam 2014 der Tatort…

Ich erinnere mich noch, wie ich damals auf dem Weg zu meinen Eltern war, als das Telefon klingelte. Meine Agentur war am Apparat und fragte: ‚Herr Schadt, wir hätten da ein Casting für einen fränkischen Krimi und wollten fragen, ob sie Zeit und Lust hätten.‘ Ich hatte das schon wieder vergessen, als ich erneut einen Anruf bekam: ‚Also passen Sie auf, am 9. Juli ist das Casting in Nürnberg. Wir schicken ihnen mal zwei, drei Texte‘.

Ich bin dann zu dem Casting gefahren und war wahnsinnig aufgeregt, weil mir dann schon bewusst war, dass es um den Tatort ging. Und dann war das Casting vorbei, aber ich wusste nicht, ob es gut oder schlecht verlaufen war. Dann kam nach einer Woche der Anruf, in dem mir die Rolle des Sebastian Fleischer im Franken-Tatort angeboten wurde.

Wie hat sich dieser Karriereschritt auf dein Leben ausgewirkt? Wurdest du plötzlich anders wahrgenommen, kamen neue Rollenangebote?

Ja, in jedem Fall! Wenn man Sonntagabend um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen ist, dann ist das schon so eine Art Ritterschlag. Vor allem auch aus Franken war das Interesse plötzlich sehr stark. Mittlerweile – nach acht Jahren – hat sich das normalisiert. Aber ich werde immer noch oft auf der Straße erkannt und auch angesprochen.

Ist es eigentlich ein Problem, wenn man mit einer Rolle identifiziert wird, wenn man für alle der ‚Frankenkommissar‘ ist?

Eigentlich nicht. Ich habe ja im letzten Sommer auch etwas Historisches gespielt. Schwieriger ist es schon mit dem Dialekt. Seit ich wieder in Franken bin und jetzt auch die Franken-Tatorte drehe, bekomme ich manche Worte einfach nicht mehr ins Hochdeutsche. Vor allem, wenn ich emotional werde.

Spielst du noch Theater oder ist das jetzt vorbei? Es ist ja doch ein ganz anderer, unmittelbarerer Kontakt zum Publikum.

Letztes Jahr habe ich am Landestheater in Coburg den Richelieu in „Die drei Musketiere“ gespielt und dann auch in Weißenburg Freilichttheater gemacht. Familientechnisch ist das aber schwierig, wenn du für zwanzig Vorstellungen weg bist und erst bei Nacht wieder nachhause kommst. Das ist auch der Grund, warum ich Weißenburg in diesem Jahr abgesagt habe.

Auf welche Projekte dürfen wir uns denn bei dir in den nächsten Monaten freuen?

Der nächste Franken-Tatort kommt gewiss, ich darf aber noch nicht sagen, wann. Nur so viel: Es wird in der ersten Jahreshälfte sein. Dann habe ich gerade in einer Serie für „Joyn“ mitgemacht, die heißt „Stichtag“ und ansonsten liegen einige Projekte in der Schublade, die aber noch nicht produziert sind. Ansonsten bin ich bei mir in Coburg für den lokalen Internet- und TV-Sender unterwegs. Da bin ich dann auch manchmal hinter der Kamera, mache Aufnahmeleitung, entwickle Ideen mit.

Noch kurz zu deinen Hobbies… Du sammelst Schallplatten. Wie viele hast du denn da?

Ich mache immer wieder so hin und her, muss mal tauschen oder welche weggeben, aber ich bin jetzt so bei 1.300.

Und die hast du alle schon angehört?

Ich weiß nicht, ob ich es in meinem Leben noch schaffe, die alle anzuhören. Einige davon sind sogar noch verschweißt.

Wenn wir schon bei der Musik sind… Du hast früher in einer Hardcore-Crossover-Metalband und später dann in einer Stoner-Rockcombo gespielt. Was ist daraus geworden?

Meine Hardcore-Crossover-Metalband, das war noch während meiner Schulzeit. Da hatte mich ein Mitschüler angesprochen. Der spielte Gitarre, und wir sind zu ihm in den Probenraum gegangen und ich hab‘ gesagt ‚Au ja, ich will mal brüllen!‘. Ich war dann auch jedes Mal heiser. Die Band hieß – Achtung! – „Shark D“ (deutsch: „Hai-di“). „Shark D“ gab’s nicht so lang mit mir. Mit der Stoner-Rockband sind wir dann nie aufgetreten.

Vielen Dank, lieber Andy, für das offene Gespräch, die lustigen Momente und die vielen gemeinsamen Lacher.

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