Artwork Biene

Bienen im Bauch

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Bereits im Mittelalter entwickelten sich Feucht und Nürnberg zu einem Zentrum der Honiggewinnung. Da das Aufspüren und Ausrauben von wilden Bienennestern sehr zeit- und arbeitsintensiv war, entwickelten die Zeidler damals bereits eine Frühform unserer modernen Imkerei, indem sie Behausungen für die Bienenvölker, sogenannte „Beuten“, schufen. Dazu schlugen sie unterhalb des Wipfels Hohlräume in Bäume, die sie anschließend wieder – abgesehen von einem kleinen Ein- und Ausflugloch – verschlossen.

Quelle: Birgit Maria Jönsson

An diese Tradition erinnert die Volkskunst der Figurenbeuten, die vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Schlesien, im nördlichen Böhmen, in der Lausitz, in Sachsen und Thüringen zu finden waren. Dort also, wo Waldimkerei und die Schnitzkunst aufeinandertrafen. An diesen Klotzbeuten wurden die Einfluglöcher der Bienen mit reliefartigen Gesichtern verziert, deren große Augen starr und drohend blickten. Dadurch sollten Krankheiten und böse Geister, aber vor allem diebische Tiere und Menschen von den Bienenstöcken ferngehalten werden.

Quelle: Birgit Maria Jönsson

Bienenhäuser, die es in sich haben

Vor dreißig Jahren entdeckte die Bildhauerin Birgit Maria Jönsson diese drohend blickenden Beuten, interpretierte sie jedoch auf eine freundlichere Art. In der gesamten Region, in Nürnberg, im Aischgrund, aber auch im Teilen des In- und Auslands (bis nach Japan) sind ihre Skulpturen im öffentlichen Raum zu bewundern.

Quelle: Birgit Maria Jönsson

So zum Beispiel der „Zeidlarius Norimbergensis“ (siehe im Bild oben) im Bürgermeistergarten zwischen dem Heilpflanzengarten des Bund Naturschutz auf dem Weg hinauf zur Nürnberger Burg; auch vom Neutorgraben aus zu sehen.

Ein Geschenk an die Stadt, um auf diese Weise an die Tradition des Zeidlerwesens zu erinnern. Der Garten ist täglich von 8 bis 20 h geöffnet und wer genau hinhört, der vernimmt das Summen in den mit Kettensäge und Schnitzeisen gefertigten Figurenbeuten.

Quelle: Birgit Maria Jönsson

Zeidlarius Norimbergensis

Der „Zeidlarius Norimbergensis“ ist eine von fünf, sechs Dutzend Skulpturen, die Bienenschwärme beherbergen und von denen etliche in Nürnberg beheimatet sind. Die Schwärme besuchen ihre Figurenbeuten über speziell angelegte Ein- und Ausflugslöcher und können von hinten geöffnet werden. Das gilt auch für die vielen anderen Motive – von Buddhas, Babuschkas, Bären, bis hin zu Adam und Eva – die den öffentlichen Raum, Bienenmuseen, Bieneninstitute, Unternehmen, Vereinsgelände, Schulhöfe aber auch Privatgärten schmücken.

Bienenbeuten von Birgit Maria Jönsson finden sich unter anderem auch im Zeidelmuseum in Feucht, wo vor Jahren der damalige Museumsleiter Wolfgang Mittwoch die Bildhauerin mit der Herstellung einer Figurenbeute beauftragte.

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